Da Surround- und immersive Formate in Kino, Rundfunk und Musikproduktion Stereo immer mehr ersetzen, werden neue Werkzeuge benötigt, die Audioexperten helfen, das räumliche Verhalten komplexer Mischungen zu verstehen. Auf der AES European Convention 2025 in Warschau stellte Software-Ingenieur Pavel Smokotnin von RTW einen neuartigen Visualisierungsansatz vor, um genau diese Herausforderung zu bewältigen: Das Polarscope.
Bitte beachten Sie, dass es sich bei diesem Artikel um ein Forschungsprojekt handelt. Das Polarscope ist ein konzeptioneller Prototyp und ist (noch) nicht als kommerzielles Produkt erhältlich.
Das Problem: Stereo-Tools greifen in einer Surround-Welt zu kurz
Herkömmliche Stereo-Analysetools - wie z. B. Vektorskope - funktionieren gut bei Zweikanal-Mischungen, versagen aber bei Mehrkanalformaten wie 5.1 oder 7.1. Wenn mehrere Audioquellen im Raum verteilt sind, wird die Erkennung von Phasenfehlern, räumlicher Kohärenz und Richtungsbalance wesentlich komplexer.
Pavels Forschung stellt die Frage:
"Was wäre, wenn wir diese vertrauten Visualisierungstools anpassen könnten, um Surround- und sogar Immersive-Audio zu unterstützen?"
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Die Methode: Ein räumliches Vektorskop für Surround
In Anlehnung an das klassische Vektorskop entwickelte Pavel einen Algorithmus, der die Korrelationen zwischen den Kanälen mithilfe eines räumlichen Koordinatensystems visualisiert. Die Position jedes Lautsprechers wird als Vektor im Raum behandelt, und die Signalpegel werden zur Berechnung von Echtzeitformen auf dem Bildschirm verwendet.
In Stereo bildet ein gemeinsames Signal eine vertikale Linie, während eine Polaritätsumkehrung eine horizontale Linie erzeugt. Die neue Methode erweitert dieses Konzept auf Surround-Layouts, bei denen Signalkombinationen unterschiedliche geometrische Formen bilden, die räumliche Attribute widerspiegeln, z. B.:
Auf diese Weise ist es möglich, zu „sehen“, wie sich die Mischung im Raum verhält - wobei unterschiedliche Formen auf Probleme hinweisen oder die räumliche Kohärenz bestätigen.
Beispiele aus der realen Welt: Was die Formen verraten
Mithilfe eines benutzerdefinierten Softwaretools und Testsignalen demonstrierte Pavel mehrere wichtige Muster:
Wichtig ist, dass diese visuellen Anhaltspunkte der menschlichen Wahrnehmung entsprechen und Tontechnikern und Qualitätskontrolleuren eine neue Möglichkeit bieten, räumliches Verhalten zu erkennen und zu optimieren.
Im folgenden Video können Sie das Beschriebene unmittelbar verfolgen. Die Montage zeigt das zugrunde liegende Movie mit 5.0/5.1- Audio und die mitgeschnittene Polarscope-Mess-Sequenz in einem.
Das Meridian Movie von Netflix Open Content mit eingeblendeter Anzeige der Polarscope-Messung
Dieses Video basiert auf dem Film Meridian von Netflix Open Content, der unter der Creative Commons Attribution 4.0 International Public License verfügbar ist.
RTW hat die Polarscope-Messsequenz des 5.1-Audiosignals hinzugefügt, die mit einem TouchMonitor 5 durchgeführt wurde. Das modifizierte Video fällt ebenfalls unter diese Lizenz.
Interessante Zeitpunkte dabei sind:
0:00 |
Intro-Musik |
4:22 |
Sturm umgibt das Auto |
6:30 |
Meereswellen rechts und Gewitter im Hintergrund |
Laden Sie das Video herunter (ca. 761,9 MB)
Das folgende Video beinhaltet die Polarscopr-Mess-Sequenz in voller Auflösung.
Der Polarscope-Prototyp, demonstriert mit einem RTW TouchMonitor 5
Laden Sie das Video herunter (ca. 54,1 MB)
Vergleich mit dem SSA-Tool von RTW
Pavels Ansatz ergänzt den Surround Sound Analyzer (SSA) von RTW, der die momentane Lautheit über die Lautsprecherpositionen hinweg in einem fünfeckigen Layout visualisiert. Während sich der SSA auf die Lautstärkeverteilung konzentriert, spiegelt die vorgeschlagene Methode die Phasen- und Korrelationsdynamik wider und bietet einen anderen, aber kompatiblen Einblick in die räumliche Struktur.
Blick nach vorn: Auf dem Weg zur immersiven und 3D-Visualisierung
Eine der Hauptstärken dieser Methode ist ihre Flexibilität. Sie ist nicht auf flache Surround-Layouts wie 5.0 oder 5.1 beschränkt, sondern kann auch für vertikale Audioebenen in immersiven Formaten wie 7.1.4 oder 9.1.6 verwendet werden. Es besteht sogar das Potenzial für eine echte räumliche 3D-Visualisierung unter Verwendung von XYZ-Koordinaten, die es den Technikern ermöglicht, das wahrgenommene Audiofeld „abzubilden“.
Fazit
Mit der zunehmenden Verbreitung von immersivem Audio benötigen Toningenieure Werkzeuge, die der Komplexität der Formate entsprechen, mit denen sie arbeiten. Der Surround-Visualisierungsalgorithmus von Pavel Smokotnin ist ein wichtiger Schritt nach vorn, um die Lücke zwischen dem, was wir hören, und dem, was wir sehen können, zu schließen.
Pavel Smokotnin, Forschung und Entwicklung, RTW, präsentiert seinen Ansatz auf der AES